Gestern habe ich meinen Anstellungsvertrag unterschrieben. Ich bin jetzt offiziell nicht mehr selbstständig. Die Firma Work With Ease EOOD hat mich als Mitarbeiter an Bord genommen.
Damit sind fast vier Jahrzehnte konsequente und leidenschaftliche Selbstständigkeit beendet. Immer hat mir das Business gehört, für das ich tätig war, entweder als Freiberufler oder als geschäftsführender Gesellschafter. Nun ist das vorbei. Mit 59 Jahren bin ich eingeknickt. Ab jetzt bin ich nicht mehr selbstständig, sondern abhängig beschäftigt.
Könnte man jedenfalls denken. So ist es formal: Ich habe kein Business mehr mit eigener Umsatzsteuernummer und bin auch nicht mehr Geschäftsführer. Für mich sind das aber nur Äußerlichkeiten. Die Selbstständigkeit macht nicht die Anstellung aus, sondern die Haltung.
Deshalb bezeichne ich mich als unabhängig beschäftigt. Ich bin ein autonomous employee. In einem Artikel hatte ich das Konzept schon einmal beschrieben:
Damals war ich als Selbstständiger noch weiter rechts im Spektrum der Unabhängigkeit; nun bin ich etwas in die Mitte gerückt.
Warum habe ich das gemacht? Aus schlichter Bequemlichkeit.
Ich brauche für mein Business keine eigene Unternehmensidentität. Ich bin immer noch wie ein Freiberufler tätig, den Haftung oder Schutz von IP oder Anlagegüter nicht wirklich interessieren. Ich will pro Monat ein paar Rechnungen schreiben und vielleicht mal hier und da Reisekosten absetzen und Tagespauschalen kassieren. Dafür brauche ich kein eigenes Unternehmen.
Was ich brauche, ist ein mir wohlgesonnenes Unternehmen, das mir eine Plattform bietet, auf der ich eigenständig und eigenverantwortlich agieren kann. Work With Ease EOOD ist ein solches Unternehmen.1 Es ist nicht mein Arbeitgeber, sondern mein Gastgeber (host).
Ja, ich bin bei Work With Ease EOOD zu Gast. So versteht die Geschäftsführerin das, so verstehe ich das. Sie hat mich eingeladen, mein venture bei ihr weiterzuführen nach dem Ausscheiden aus meiner vorherigen Firma. Damit trage ich zwar formal, d.h. in Außenverhältnissen zu ihrem Geschäft bei — im Innenverhältnis jedoch ist ihr Business strengt getrennt von meinem.
Insofern benutzt mich das arbeitgebende Unternehmen nicht wie den gewöhnlichen abhängig Beschäftigten. Vielmehr ist es anders herum: Ich benutze das arbeitgebende Unternehmen für meine Zwecke. Seinen Service als host nutze ich so lange wie es mir taugt.
Was bietet mir mein host?
den formalen Schutz eines haftungsbeschränkten Unternehmens
Buchhaltungsservices inkl. MOSS
ein eigenes Geschäftsbankkonto ohne Anmeldungsdrama
einen sehr einfachen Ein- und Ausstieg aus der Möglichkeit, Geschäfte zu machen (Rechnungen schreiben mit USt-Id, “seriöser Auftritt” als Firma)
Optimierung der Sozialversicherungszahlungen2
Während bei meinen vorherigen Firmengründungen Wochen ins Land gegangen sind, um “geschäftsfähig” zu werden und einige Kosten angefallen sind (z.B. für Notarbesuche), war das venture hosting durch Anstellung bei Work With Ease EOOD eine Sache von einer Email an den Steuerberater und ein paar Unterschriften.
Im Außenverhältnis bin ich jetzt nur “kleiner Angestellter”. Im Innenverhältnis gibt es keine Hierarchie. Die Geschäftsführerin und ich sind gleichberechtigt; wir führen beide unsere eigenen Geschäfte ganz unabhängig von einander. Oder wir kooperieren auch mal für das eine oder andere Projekt.3
Auch für solche Kooperationen ist das venture hosting ein Vorteil: Wir teilen das Geld für unsere Leistungen nach Eingang der Zahlung vom Kunden nur intern auf. Keine weitere Buchhaltung nötig. Alles wird über Unterkonten bei der Bank geregelt.
Im Außenverhältnis schreibe ich Rechnungen im Namen der Firma. Im Innenverhältnis geschieht das völlig selbstständig allein für mein venture. Niemand redet mir da rein. Das Geld steht mir allein zu; es kommt auf meinem Unterkonto an. Ich bin also ein “one man profit center”.
Von außen gesehen, also formal steht mir mein Gehalt genauso wie Urlaub zu. Im Innenverhältnis jedoch bin ich dafür selbst verantwortlich: Wenn ich für mich nicht genügend Rechnungen schreibe, um mein eigenes Gehalt zu bezahlen, dann fliege ich raus. Ob und wieviel Urlaub ich nehme oder nicht, interessiert meinen Arbeitgeber nicht.
Zunächst hatte ich gedacht, ich löse mich aus meiner vorherigen Firma cocompany OOD einfach nur heraus und werde wieder Freiberufler. Das hätte mir sogar einen Steuervorteil geboten: in Bulgarien würde ich dann nur 7,5% Einkommenssteuer bezahlen.
Dann aber hat sich mir Work With Ease EOOD als “Gastgeber” angeboten und ich habe nicht lange gezögert. Selbst wenn ich jetzt 10% Einkommenssteuer zahle, überwiegt für mich der Vorteil von weniger “Gründungsaufwand”, weniger Buchhaltungskosten und der Möglichkeit, Reisen steuermindernd einzubringen.
Als unabhängig Beschäftigter im Innenverhältnis habe ich alle Freiheiten der Selbstständigkeit behalten und die Lasten der Selbstständigkeit reduziert. What’s not to like about this?
Voraussetzung für ein solches Arrangement ist natürlich Vertrauen und ein geeignetes Business. Work With Ease EOOD muss sich darauf verlassen, dass ich keinen Mist baue, der erstmal im Außenverhältnis das Unternehmen belastet, bevor ich im Innenverhältnis dafür die Konsequenzen trage. Zum Glück ist beides gegeben. Warum also nicht formal meine Selbstständigkeit aufgeben? Prinzipiell behalte ich sie ja; das ist das Wichtigste. Work With Ease EOOD steht mir bei der Entwicklung meines venture nicht im Wege.
Mit cocompany OOD habe ich solche unabhängige Beschäftigung fördern wollen. Jetzt bin ich selbst in sie eingestiegen. I’m walking my talk. Das fühlt sich gut an.
Auch cocompany OOD ist ein solches Unternehmen. Dort war ich bisher Mitgründer, Mitgesellschafter und Geschäftsführer. Für meine bescheidenen Zwecke war das Miteigentum an der Firma jetzt aber zu gewichtig. Außerdem hat sich eine Situation mit meiner Frau ergeben, der Work With Ease EOOD gehört, die es angezeigt scheinen ließ, das ich dort an Bord komme.
In Bulgarien kann ich sehr einfach laut Arbeitsvertrag nur ein Minimalgehalt beziehen mit minimalen Sozialversicherungsabgaben — und bei Bedarf monatsweise ein hohes Gehalt mit gedeckelten Sozialversicherungsabgaben von max. 501€. Das ist nur mit Anstellungsverträgen und Gehalt möglich, nicht als Freiberufler.
Natürlich ist sie weiterhin allein verantwortlich für ihr Unternehmen als alleinige Eignerin und Geschäftsführerin. In der Hinsicht sind wir nicht auf Augenhöhe.