Virus ist nicht Krankheit
Gestern erst ist mir klar geworden, dass COVID-19 nicht synonym verwendet werden sollte mit dem allgemeinen Begriff “Virus” oder gar…
Gestern erst ist mir klar geworden, dass COVID-19 nicht synonym verwendet werden sollte mit dem allgemeinen Begriff “Virus” oder gar konkret mit “SARS-CoV-2”.
SARS-CoV-2 ist die Bezeichnung für ein neuartiges Virus aus der Familie der Corona-Viren.
COVID-19 hingegen ist die Bezeichnung für Effekte auf die Gesundheit von Menschen, die SARS-CoV-2 haben kann. COVID-19 ist also die Krankheit zum Virus, die sich durch eine Reihe von Symptomen ausdrückt.
Corona-Viren sind lt. Wikipedia “als Erreger von leichten respiratorischen Infektionen (Erkältungskrankheiten) bis hin zum schweren akuten Atemwegssyndrom von Bedeutung.” Das verstehe ich so, dass Corona-Viren immer schon dazu geführt haben, dass man sich krank fühlt oder gar stirbt.
Die Symptome von COVID-19 laut Mayo Clinic sind:
Fieber
Husten
Kurzatmigkeit
Erschöpfungsgefühl
Gliederschmerzen
Laufende Nase
Kratzen im Hals
Das verstehe ich so, dass Corona dieselben Effekte hat wie immer schon eine Grippe oder was mich sonst gelegentlich mal ein paar Tage ans Bett gefesselt haben mag.
Für mich ist die Liste der Symptome gänzlich unspezifisch für COVID-19. Diese Symptome haben Millionen Menschen jeden Tag schon immer gehabt, sei es einzeln (z.B. nur eine laufende Nase) oder auch in Kombination (z.B. Erschöpfungsgefühl + Kratzen im Hals + Husten).
Daraus folgt für mich, dass nicht jeder, der eines oder mehrere dieser Symptome zeigt, SARS-CoV-2 infiziert ist. Und da ja gar nicht klar ist, wie hoch die Infektion der Bevölkerung mit SARS-CoV-2 überhaupt ist, scheint mir die Wahrscheinlichkeit eines false-positive Urteils groß.
Umgekehrt ist es nun so, dass nicht jeder, der infiziert ist, auch Symptome zeigt. Oder wenn eine infizierte Person Symptome zeigt, müssen die nicht gravierend sein — und schon gar nicht müssen sie sich auf ein kritisches Niveau entwickeln.
Und schließlich: Wer stirbt und bei dem eine SARS-CoV-2 Infektion festgestellt wird, der ist nicht notwendig an COVID-19 gestorben. Dazu müsste die Person vorher gesund gewesen sein, sich infiziert haben und deshalb die spezifischen COVID-19 Symptome entwickelt haben, die schließlich direkt zum Tode führten.
Zumindest in Italien ist die Lage aber anders. Hier ein Artikel zu einem Bericht, laut dem nur 0,8% von 2003 Verstorbenen (d.h. 2 Verstorbene), die Corona-positiv [1] getestet wurden, ohne Vorerkrankung waren, ca. 75% jedoch mehr als eine Vorerkrankung hatten. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen lag bei 80 Jahren.
Angesichts dieser Zahlen fällt es mir schwer zu glauben, dass SARS-CoV-2 ein massiver Killer ist, der umgeht. Deshalb zucke ich auch, wenn ich nun auf facebook lese “In meinem Dorf ist ein 54jähriger Lehrer an Corona gestorben.” Was soll das bedeuten? Da ist jemand “vor seiner Zeit” gestorben; 54 Jahre ist in unserer Gesellschaft kein hohes Alter. Dieser Todesfall ist bedauerlich wie jeder. Mitgefühl, Trauer, Unverständnis, gar Wut… das alles zu empfinden ist normal.
Doch ist der Lehrer tatsächlich an COVID-19 gestorben? Und falls ja, sollte uns Lebenden das etwas sagen? Sollte uns das mehr sagen, als die Grippewelle, die 2017/2018 durch Deutschland gewalzt ist und 25.000 (!) Leben gekostet hat?
25.000 Todesfälle aufgrund von Grippeviren, zu denen auch die Corona-Viren und also auch SARS-CoV-2 gehören! In einem Zeitraum von vielleicht 15 Wochen wurden diese Lebensfäden durchgeschnitten (ca. KW50/2017 bis KW13/2018, siehe Doppelspitze in der folgenden Sterbestatistik).
Das sind mehr als 1600 Todesfälle pro Woche oder ca. 230 Todesfälle pro Tag — aufgrund von Grippeviren!
So bedauerlich der Tod des Lehrers ist — mir fehlt bei der Präsentation als schockierendes Ereignis auf facebook der Maßstab.
Vorgestern ist vielleicht ein 16jähriges Kind in Dortmund von einem rechtsabbiegenden Lastwagen überfahren worden. Was sollte uns das sagen? Alle Kinder raus aus dem Verkehr? Oder besser alle Lastwagen aus dem Verkehr verbannen oder zumindest an der Stadtgrenze stoppen?
Oder vielleicht ist letzte Woche ein 45jähriger Mann in Kassel an Herzversagen gestorben. Man hat festgestellt, dass er 1,1‰ Alkohol im Blut hatte. Was soll uns das sagen? Ist er am Alkoholkonsum gestorben? Sollte Alkohol verboten werden?
Für mich ist die Virus-Schuldfrage nicht geklärt. Für mich steht hier ein Virus am Pranger, von dem nicht klar ist, einen Effekt welcher Stärke er hat. Ich teile die Meinung von Epedemiologe Prof. John P.A. Ioannidis:
”If we had not known about a new virus out there, and had not checked individuals with PCR tests, the number of total deaths due to “influenza-like illness” would not seem unusual this year. At most, we might have casually noted that flu this season seems to be a bit worse than average.”
Dass es ein neuartiges Virus SARS-CoV-2 gibt, mag unzweifelhaft sein. Aber dass es deshalb auch ein Grimmer Schnitter ist, dafür sehe ich in dem Chaos der Berichterstattung bisher keinen wirklichen Beleg. Die Sterblichkeit in Wuhan, China, ist nach einer Studie vom 13.3.2020 im normalen Rahmen dessen, was Grippeviren verursachen: 1,2‰:
“We also found that most recent crude infection fatality ratio (IFR) and time-delay adjusted IFR is estimated to be 0.04% (95% CrI: 0.03–0.06%) and 0.12% (95%CrI: 0.08–0.17%), which is several orders of magnitude smaller than the crude CFR estimated at 4.19%.” (meine Hervorhebungen).
Nur knapp jeder 1000., der behandlungswürdige COVID-19 Symptome zeigt, so dass er überhaupt getestet wird, stirbt daran. Und das mit aller größter Wahrscheinlichkeit auch nur, wenn er multiple Vorerkrankungen hat. Wie viele Infizierte es jedoch gibt, ist völlig unklar.
Um es klar zu sagen: Es stirbt nicht jede 1000. Person, es stirbt noch nicht einmal jeder 1000. Infizierte, es stirbt sogar nicht einmal jeder 1000. mit Symptomen wie bei COVID-19. Um zu den 1,2‰ zu gehören, muss man erstens positiv sein und zweitens so schwere Symptome haben, dass man in die Mühlen des Gesundheitssystems geraten ist. Und das scheint mir vor allem der Fall, wenn man ohnehin schon multiple Vorerkrankungen hat.
Für mich gibt es damit “Im Westen nichts Neues” (und im Osten auch nicht). Außer den News, die sich überschlagen und die Bevölkerung in die Angst treiben. Das ist in dem Ausmaß historisch ohne Gleichen, glaube ich.
Fußnoten
[1] “Corona-positiv” schreibe ich statt “SARS-CoV-2 positiv”, weil mir nicht klar ist, wie spezifisch derzeitige Corona-Tests sind.