Die Objektorientierung ist ein alter Hut. Der passt auch vielen gut? Den sollte jeder tragen? (Naja, außer denjenigen, die noch C Sourcen pflegen müssen oder schon weit vorne sind mit Funktionaler Programmierung oder no-code Tools.)
Hm…
Mir scheint, das mit der Passgenauigkeit ist nicht so doll, wie man gerne hätte. Denn die, die ihn tragen, klagen immer wieder, dass er ihnen Kopfschmerzen bereite. Er sei eng, scheint nie richtig zu sitzen oder rutsche immer wieder runter. Dabei bemühen sie sich doch so sehr, ihn auf dem Kopf zu behalten. Wer modisch sein will, trägt eben diesen zeitlosen OOP-Hut.
Oder?
Ich habe schon lange keine Lust mehr auf Kopfschmerzen. Denn die hat mir der OOP-Hut des mainstream früher auch gemacht. Deshalb habe ich ihn abgesetzt und einen neuen angefertigt. Der passt mir jetzt wie angegossen. Total bequem. Ich finde ihn auch schmuck.
Eigentlich hatte mein Unwohlsein mit dem mainstream OOP-Hut schon Anfang der 1990er begonnen. Damals war er ja der neueste Schrei. Der musste passen; ich wollte, dass er mir passt. Doch irgendwas war immer.
Erst 10 Jahre später habe ich mich getraut, diese OOP-Mode skeptisch zu sehen. Da halfen dann auch keine Design Patterns mehr.
Und nochmal 10 Jahre später habe ich dann den schon angeknitterten Hut endlich in die Ecke geworfen. Nein, ich wollte keine Kopfschmerzen mehr. Eine Kopfbedeckung soll funktional sein und schmerzfrei sitzen. Das war mein Anspruch, den ich mir von niemandem mehr ausreden lassen wollte. Das gute Zureden der vielen unter OOP Leidenden konnte mich nicht zurückhalten. “Du wirst dir was zuziehen, wenn du ohne Kopfbedeckung programmierst.”
Nun ja, das wollte ich für eine Weile in Kauf nehmen. Denn meine Absicht war an dem Punkt, genauer hinzuschauen, ob nicht ein besserer OOP-Hut möglich wäre. Und tatsächlich: das war es!
Radical Object-Orientation from the Roots
Ich bin zurückgegangen an die Quelle. “Wer hat’s erfunden?” habe ich mich gefragt und viel darüber nachgedacht, was damals Ende der 1960er wohl mit Objektorientierung gemeint gewesen sein könnte.
Was ich gefunden habe, hat mir viel Erleichterung verschafft. Ich konnte mir einen neuen Hut fertigen: die Radikale Objektorientierung (Radical Object-Orientation).
Radikal ist sie, weil sie an die Wurzel des Begriffs ‘Objekt’ geht. Radikal ist sie auch, weil sie den Trägern des alten Hutes der mainstream OOP radikal erscheinen wird. Radikal anders, vielleicht sogar radikal furchtbar schlimm.
Mir ist das egal. Ich finde den Hut bequem. Da drückt nichts mehr. Endlich kann ich objektorientiert programmieren, ohne das etwas schief sitzt oder ich Kopfschmerzen bekomme. Entwurf und Codierung gehen leicht von der Hand. So, wie es mal gedacht war.
Darüber habe ich in den 10 Jahren seitdem schon einiges geschrieben. Doch nun will ich nochmal den Stand meiner Einsicht in kleinen Schritten entwickeln. Das, was für mich Sinn gemacht hat, ergibt hoffentlich in der Darstellung auf für andere Sinn.
Das Thema ist so eigentständig, dass ich es in meinem normalen Blog hier nicht als weitere Section unterbringen wollte. Also gibt es ein neues Blog. Fühle dich eingeladen, das zu abonnieren:
Bei LinkedIn habe ich angefangen mit der Veröffentlichung dieser Schritte. Das Experiment hat mich schon zu 14 Artikeln gebracht. In der Planung sind jedoch mindestens doppelt so viele - und es können eigentlich nur mehr werden. Immer wieder fällt mir ein Aspekt ein, der noch beschrieben werden sollte.
Derzeit bin ich motiviert, das Thema durchzuziehen. Mal schauen, wie weit ich auf dieser Welle es schaffe zu surfen…
Wer mag, ist herzlich eingeladen, über diese Radikalität mit mir zu diskutieren.