Gegen den Angriff von SARS-CoV-2 auf das Gehirn
Genau, das Coronavirus greift das Gehirn an. Aber ich meine es natürlich nicht biologisch/medizinisch, sondern psychologisch/soziologisch.
Genau, das Coronavirus greift das Gehirn an. Aber ich meine es natürlich nicht biologisch/medizinisch, sondern psychologisch/soziologisch. Das Denken der Einzelnen und der Kollektive scheint durch das Coronavirus merkwürdig beeinträchtigt. Denn mit Rationalität sind die fundamentalen und massenhaften Einschränkungen des öffentlichen und sogar privaten Lebens nicht zu erklären.
Den folgenden Medium Artikel habe ich also nicht für die Erkenntnis eines Angriffs auf das Gehirn gebraucht, auch wenn er mich zu diesem Posting veranlasst hat:
Coronavirus Might Attack the Brain, Too
Strange gets stranger as Covid-19 now appears to invade more than the respiratory and digestive systemselemental.medium.com
Die Angst regiert
Nicht Politiker, nicht Virologen regieren das Land, sondern die Angst. Sie hat alle fest im Griff. (Darüber, wer sonst noch regieren könnte im Sinne der Durchsetzung von Interessen, will ich hier nicht spekulieren.)
Wie sehr Angst die breite Bevölkerung im Griff hat, zeigt sich mindestens an zweierlei:
Sprachverwirrung: Unter Angst wird man sprachlos und/oder die Rede verheddert sich. Nicht anders ist für mich zu erklären, dass immer wieder von Corona oder dem Coronavirus gesprochen wird, obwohl es ja bekanntermaßen eine ganze Familie von Coronaviren gibt. Solche Ungenauigkeit trägt nicht zu einer sachlichen Kommunikation bei. Dito die grassierende Verwechslung von Virus und Krankheit. Da wird von Coronatoten gesprochen — aber wer ist eigentlich gemeint? Menschen, die irgendein Coronavirus im Blut hatten oder Menschen, die SARS-CoV-2 im Blut hatten, oder Menschen, den die an SARS-CoV-2 gestorben sind? Nur bei Letzteren liegt ja eine echte Kausalität vor, etwas, wovor vielleicht Angst berechtigt wäre. Bei allen anderen geht es nur um Korrelation. Auch solche Pauschalität ist einer sachlichen Diskussion nicht zuträglich.
Undifferenziertheit: Wer Angst hat, kann auch nicht mehr genau hinschauen. (Obwohl sich dadurch doch wohlmöglich die Schlange als Seil entpuppen würde.) Genau hinschauen kostet ja wertvolle Zeit und würde eine Annäherung an das Gefürchtete erfordern. Wer wollte das riskieren. Also besser eine pauschale Maßnahme ergreifen: weglaufen, draufhauen oder Augen zu. Better safe than sorry! Was ja auch niemandem eigentlich zu verdenken ist, wenn er in der Wildnis lebt. Aber wir leben in und weben an einer komplexen Gesellschaft. Da ist Undifferenziertheit, Pauschalität, hau-ruck!-Mentalität eher kontraproduktiv, würde ich sagen. Denn in der Komplexität können schon kleine Veränderungen große und unerwünschte und unüberschaubare und irreversible Effekte haben. In der Komplexität ist Moderation eine Tugend. Kleine Schritte sind eine Tugend. Doch Politik und Wissenschaft re(a)gieren undifferenziert in großen Schritten: Einschränkungen für alle und immer. Das Infektionsschutzgesetz, auf dem die aktuellen Coronaverordnungen fußen, ist noch differenziert. Es konzentriert Schutzmaßnahmen auf “Kranke, Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige oder Ausscheider”. Und die wollen unzweideutig festgestellt werden. Dass 83 Millionen Deutsche plötzlich “Ansteckungsverdächtige” sein können, scheint mir nicht plausibel. (Dass hingegen 83 Millionen Ausscheider sind, haben sie bewiesen durch die Klopapierhamsterkäufe. Doch so meint das IfSG den Begriff wohl nicht.) Doch die Differenziertheit des Gesetzes wurde überschrien von der Angst.
Mir macht ein SARS-CoV-2 keine Angst. Mir macht die umgehende Angst Angst. Mir macht der Tunnelblick Angst, der ausblendet, was drumherum geschieht. Denn im Tunnel ist der Blick auf das Licht am Ende gerichtet. Der Rest liegt im Dunkeln. Das, was nun durch den Tunnelblick ins Dunkel verschwindet, wird dadurch ja aber nicht inaktiv. Im Gegenteil, würde ich sagen! Was in Politik und Wirtschaft ins Dunkel gerät, d.h. aus der Aufmerksamkeit fällt, das feiert schnell fröhliche Urstände. Triviale Beispiele: Wie schön, dass die Polizei nun Menschen in Parks zerstreut und an der Grenze zu Schleswig-Holstein Fahrradfahrer zurückweist.
Mir fallen eine Menge Interessengruppen ein, die angesichts massiver Aufmerksamkeitsverschiebung und -bindung sich nur die Hände reiben können. Seneca soll gesagt haben:
“Glück ist, was passiert, wenn man vorbereitet ist.”
Wohl dem also, der vorbereitet war z.B. durch Cash-Reserven, um Aktien im Freifall zu kaufen — in der Gewissheit, dass sie alsbald wieder steigen werden. Aber das nur am Rande.
Zurück zur Wahrheit
Wer wieder Normalität will, der muss die Angst bekämpfen. Wir müssen vermeiden, uns noch gegenseitig durch wohlmeinende Links wie diese
Corona-Falschmeldungen erreichen ein Millionenpublikum
Viele Menschen konsumieren irreführende Beiträge über die Corona-Pandemie. Allein 18 Videos, die Fehlinformationen…www.sueddeutsche.de
weiter in den Tunnel reinzutreiben. Das Aufbauen von Fronten dient niemandem. Wenn die Politiker-Flüsterer Doktortitel und Professuren haben und die “Verschwörungstheoretiker” auch… wem soll denn da noch geglaubt werden? Facebook war neulich noch eine Festung der freien Meinungsäußerung mit Widerstand gegen jede Zensur — und nun bezahlt das Unternehmen für Unterstützung bei der Zensur?
“Bei Correctiv und der Deutschen Presseagentur gibt es spezialisierte Redaktionen, die ausschließlich solche Faktenchecks publizieren. Dafür erhalten sie mitunter Geld von Facebook: Das Unternehmen unterstützt weltweit Medienpartner, damit diese Beiträge überprüfen, die auf der Plattform geteilt werden. Facebook blendet dann Hinweise ein und reduziert die Reichweite von irreführenden Beiträgen.”
Es ist eine merkwürdige Welt. Verwirrend. Nicht nur komplex, sondern geradezu chaotisch. Es entsteht gerade etwas Neues und es fehlen die Kontouren. Ein Übergang in Zeitraffer, würde ich sagen.
Im Cynefin-Modell wird für solche Situationen empfohlen, zu handeln. Handeln, um Ordnung herzustellen, um vom Chaos in die Komplexität zurück zu kommen und dann zur Kompliziertheit und schließlich Offensichtlichkeit zu kommen. Ich interpretiere das so, dass man im Chaos etwas Unverbrüchliches in der Hand haben muss, einen Grundwert.
Scheinbar hat das die Politik auch: den Grundwert des menschlichen Lebens. Steht der nicht über allem?
Klingt gut, kann in einer Gesellschaft mit begrenzten Ressourcen aber nicht so einfach verteidigt werden. Es ist immer abzuwägen. Ethische Dilemmata lauern überall. Nicht jeder kann auf Erden gerettet werden. Irgendwer ist immer Opfer.
Mehr als 10.000 Intensivbetten stehen derzeit leer in Deutschland — aber wichtige (wenn auch nicht lebenswichtige) Operationen sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Darunter leidet niemand? Es wird also sogar nicht einmal das eine Leiden gegen ein anderes Leiden abgewogen, sondern es wird potenzielles Leiden höher angesetzt als gegenwärtiges.
Auch wenn das Überleben jedes Einzelnen einen hohen Wert haben soll, Unversehrtheit ist weitreichender als das pure Überleben. Es ist sogar so weitreichend, dass es unabsehbar ist. Kein Ende in Sicht. Irgendwer wird immer leiden und ein Opfer einklagen.
Deshalb ist für mich die grundlegende Aktivität in diesem Chaos nicht die Opferbegrenzung. Ich glaube, das unmittelbare Handeln muss noch darunter ansetzen. Wir brauchen ein noch festeres Fundament.
So schwer es ist, wir müssen uns um die Wahrheit bemühen. Klarheit, Unzweideutigkeit, Realität, Fakten… das herzustellen, muss die erste Maßnahme sein in diesem Chaos. Es heißt:
“Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges”
Das gilt auch für die aktuelle Situation. Wenn Politiker ernst genommen werden wollen und Macron als Politiker gesagt hat, es sei nun Krieg, dann sollten wir das auch Ernst nehmen und also folgern, dass die Wahrheit schon auf dem Weg zu Opferbank ist (oder gar schon geopfert wurde).
Selber denken
Wenn nun aber die Wahrheit schon Opfer ist und womöglich ein größeres als die COVID-19 Toten, was dann tun? Dann hilft ja kein Blick auf die offiziellen Wahrheitsquellen.
Es bleibt wohl nur die Anstrengung des eigenen Gehirns. Selber denken! ist das Gebot der Stunde. Nichts Neues seit Kant:
“Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!”
Und was bedeutet das konkret? Wie kann man das anstellen? Für mich hat das Denken mindestens vier Aspekte dieser Tage:
1. Unmittelbare Erfahrung: Arbeite vor allem mit dem, was du selbst aus erster Hand siehst und spürst. Glaube nicht, was dir jemand erzählt, der etwas gehört hat von einer anderen, die es von ihrem Schwager hat. Das Stille-Post-Spiel hat nur im Kinderzimmer seinen Reiz.
Und in Zeiten der Medienmaschinen und der Social Media ist leider das Vertrauen auf Fremderfahrung dort auch nicht gut platziert. Medien berichten nicht einfach über die Realität — sondern konstruieren sie. Und das ist wirklich keine neue Erkenntnis.
2. Bediene dich selbst wissenschaftlicher Mittel, allemal der Mathematik. Und wenn dir da noch etwas fehlt, dann lerne es kostenlos. Nur ein relevantes Beispiel für diese Tage: Biostatistik bei oncampus (Couponcode “elearning” (wenn ich es recht erinnere)). Dort stößt du z.B. alsbald auf den wunderlichen Begriff der “Stichprobe”, den die Politik erst in den letzten Tagen überraschend kennengelernt zu haben scheint, die ja von echten Experten beraten wird.
3. Bleibe skeptisch. Immer! Ich denke, das hättest du jedem Bürger der DDR und des 3. Reiches auch empfohlen. “Glaub nicht alles, was dir von Politikern oder Medien gesagt wird!” Das war ja immer auch die Haltung derjenigen, die in Deutschland gegen Atomkraft, Umweltverschmutzung oder Rüstung protestiert haben, was bestimmt vielen heute Kontaktgesperrten auch (zumindest zum Teil) eine Herzensangelegenheit gewesen ist.
4. Frage nimmermüde “Cui bono?” Wer profitiert von welchen Aussagen und Maßnahmen warum? Einen Plan muss es hinter all dem Wahnsinn gar nicht geben. Es reicht, dass irgendetwas tatsächlich zufällig z.B. in China passiert ist — und dann ist das von Einzelnen und Organisationen zum persönlichen Nutzen ausgeschlachtet worden.
Nicht jeder, der als Verschwörungstheoretiker heute aus den Social Media herauszensiert wird, liegt daneben. Und nicht jeder mainstream Wissenschaftler auf dem Podium neben einem Politiker hat die Weisheit mit Löffeln gefressen.
Es ist schwer, die Guten ins Töpfen und die Schlechten ins Kröpfchen zu tun. Es ist schwer, sich gegen die Ansicht der Herde (die nicht immun gemacht werden soll) zu stellen, falls das eigene Denken es nahelegen sollte.
Aber Erkenntnisse und Entschlüsse aus eigenem Denken sind die einzigen, die jeder Bürger und jede Bürgerin am Ende mit Eigenverantwortung tragen kann. Denn die Frage wird kommen: Warum habt ihr bei all dem mitgemacht?
Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 hat noch nicht vollständig erforschte Effekte auf den menschlichen Körper. Aber einen sichtbaren hat es auf den menschlichen Geist. Es reduziert die Hirnleistung für die Errungenschaft, auf die die Menschheit so stolz ist: das Denken. Dem sollten wir uns entgegenstellen!
Sapere aude!